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Milchbüechli Geht eure Rechnung auf?

Euer Projekt soll langfristig seine Wirkung entfalten? Dann muss es sich rechnen. Hohe Wirtschaftlichkeit kann die Wirkung sogar beflügeln. Umgekehrt gilt bei Projekten, die ein Kaufangebot machen: ohne Markt keine Wirkung. Entwickelt deshalb früh einen groben Überblick über Kosten und Erträge. Auch das wird zum Realitäts-Check für euer Projekt. Euer wirtschaftlicher Plan ist essenziell, um das Projekt zu orga­nisieren und zu managen. Ja, ohne Rechnen und ein paar Zahlenspiele geht es nicht. Macht es möglichst einfach, aber richtig.

Beispiel VillageOffice

Früher oder später muss sich ein Projekt rechnen. Wie sah die erste Überschlagsrechnung von VillageOffice aus?

Das Projektteam hat zu Beginn auf ein sehr konkretes Angebot unter dem Titel «Co-Working-Experience» fokussiert. Das war der Plan:

•  VillageOffice findet 20 Firmen, die je zehn Mitarbeitende versuchsweise in einen Co-Working-Space schicken.

•  Das Team von VillageOffice begleitet die Firmen bei der Umsetzung. Die Mitglieder des Teams erhalten die Spesen entschädigt, aber keine Löhne.  

• Die Co-Working-Spaces erhalten für die zusätzliche Kundschaft eine Pauschale in Höhe von etwa einem Drittel des üblichen Tarifs und tragen so dazu bei, dass die Kosten niedrig bleiben. 

• Die Universität St. Gallen begleitet dieses Experiment mit einer Studie und schafft damit eine Grundlage, um später weitere Firmen für das Projekt zu gewinnen. Für die Studie verrechnet die Universität einen stark reduzierten Pro-Bono-Tarif.

• Jede Firma zahlt für die Beteiligung eine Pauschale. 

Diese Rechnung ergab für Village­Office einen kleinen Gewinn, der in den Aufbau des Netzwerks der Co-Working-Spaces investiert werden sollte, sodass schrittweise mehr und mehr Kapazitäten für das Programm zur Verfügung stehen würden.

Der 0-auf-100-Moment:

Die Feier beim ersten Umsatz. Oder einer ausbalancierten Milchbüechli-Rechnung.

SOO geht's

Macht euch bewusst, dass euer Projekt auf jeden Fall Kosten verursachen wird. Etwa für Miete, Materialeinkauf oder Kommunikation. In einer ersten Überschlagsrechnung stellt ihr Kosten und potenzielle Einnahmen gegenüber. Das hilft euch, in allen Situationen flexibel zu bleiben.

Alle Kosten zählen Unterscheidet zwischen Fixkosten und flexiblen Kosten. Lasst keine unter den Tisch fallen. Zum Beispiel euer Gehalt. Selbst wenn ihr euch zu Beginn keines auszahlt, irgendwann wird sich das ändern müssen. 

Dreht an den Parametern und schaut, ob die Kasse immer noch voll ist. Was passiert etwa, wenn nicht 50 Prozent der Zielgruppe euer Angebot annehmen, sondern nur zehn Prozent?

Szenario-Denken Stellt euch unterschiedliche Szenarien vor: das bestmögliche, das schlechteste und eine mittlere Variante. Dann seid ihr auf vieles vorbereitet.

Zahlungsbereitschaft Damit eure Leistung einen Wert hat, muss sie einen konkreten Nutzen für eure Zielgruppe haben. Findet heraus, was Menschen bereit sind, dafür zu zahlen.

In Etappen denken Denkt euer Projekt in Etappen und legt für jeden Schritt quantitative Zielvorgaben fest, die ihr erreichen wollt. Daran könnt ihr euren Erfolg, sprich die Wirkung, messen und ggf. Änderungen vornehmen.

Kniff

Auf YouTube finden sich unzählige Anleitungen zum Budgetieren mit Excel – jede*r schafft das.

Zahlen lügen nicht.: Sie helfen euch, euer Projekt erfolgreicher zu managen. Und macht euch darauf gefasst, dass andere diese Zahlen sehen ­wollen. Potenzielle Geldgeber*innen genauso wie künftige Teammitglieder.

Milchbüechli:

Das Milchbüechli gibt euch einen ersten Überblick über eure Projektfinanzen.